Die Zust\u00e4nde auf Lesbos sind zweifellos eine Schande f\u00fcr Europa. Aber es sind keine mangelnden Werte in Europa, keine Unmoral der Politik, die diese Schande verursacht haben. Es ist oftmals schlicht Hilflosigkeit. Griechenland, das geografisch bedingt die Hauptlast der Fl\u00fcchtlingskrise zu tragen hat, ist mit der Situation \u00fcberfordert. \u00dcber Jahre hinweg hat die EU es nicht geschafft, dem Land einen nennenswerten Teil des Fl\u00fcchtlingsproblems abzunehmen. Es ist nicht abwegig zu denken, dass die griechische Regierung die Eskalation zugelassen hat, damit die EU sich endlich zusammenrei\u00dft und t\u00e4tig wird. Ethisch schwer ertr\u00e4glich, aber verst\u00e4ndlich w\u00e4re es.<\/p>\n
Dass die EU bislang keine L\u00f6sung gefunden hat, liegt nicht am mangelnden Einsatz der EU-Kommission. Die Fronten zwischen den Mitgliedstaaten sind verh\u00e4rtet. Das Prinzip der Einstimmigkeit verhindert bislang eine Einigung. Das Grundargument der Gegner vor allem aus Mittel- und Osteuropa ist auch nicht von der Hand zu weisen: Je mehr Fl\u00fcchtlinge die EU aufnimmt, desto mehr werden kommen. Ich kann aber auch die verzweifelten Fl\u00fcchtlinge auf Lesbos verstehen, die sich in Sicherheit w\u00e4hnen und dann in erb\u00e4rmlichen Zust\u00e4nden zusammengepfercht werden.<\/p>\n
Eine schnelle L\u00f6sung ist nicht in Sicht. Weder Abschottung noch grenzenlose Aufnahme von Fl\u00fcchtlingen k\u00f6nnen wir ernsthaft wollen. Und auch die Fluchtursachen in kurzer Zeit zu beseitigen, ist Augenwischerei. Sehr viele Menschen werden weiterhin ihre Heimat aus den verschiedensten Gr\u00fcnden verlassen. Europa wird ihr Ziel sein. Diese Realit\u00e4t d\u00fcrfen wir nicht verleugnen.\u00a0Wir entspannen jetzt kurzfristig die Lage, indem wir anerkannte Asylbewerber aus Griechenland aufnehmen. Einen Schritt weiter in Richtung einer nachhaltigen L\u00f6sung kommen wir so aber leider nicht. Aber nichtsdestotrotz ist der Schritt angesichts der aktuellen Situation unerl\u00e4sslich. Das weltweite Migrationsproblem wird uns noch Jahrzehnte besch\u00e4ftigen.<\/p>\n